Eingemeindung des Ortsteiles Tüschnitz

    vor genau 50 Jahren....

    Seit genau 50 Jahren ist Tüschnitz ein Ortsteil der Marktgemeinde Küps. Zu einer Eingemeindungsfeier kamen die Ratsgremien der beiden Orte am 17. April 1971 im Mehrzweckhaus zusammen. Tüschnitz war die erste Gemeinde, die sich im Rahmen der Freiwilligkeitsphase der Gemeindegebietsreform nach Küps eingemeinden ließ, und hat damit eine Vorreiterrolle eingenommen.

    Bei der festlichen Schlusssitzung des Tüschnitzer Gemeinderates hielten Bürgermeister Fritz Fischer, der 2. Küpser Bürgermeister Karl Hetz und Landrat Dr. Edgar Emmert die Ansprachen. Zahlreiche Ehrengäste waren dabei, als der damalige Bürgermeister Fritz Fischer mit Blick auf die „noch zu erledigenden Aufgaben“ und die zugesagte finanzielle Förderung in der Gemeinschaft mit Küps die Lösung der Zukunft sah.

    Die Sonderschlüsselzuweisungen, die der Freistaat damals zusagte, beliefen sich auf 189 434 Mark – eine Summe, die nach heutigen Maßstäben nur für die Sanierung eines Straßenstücks reichen würde. Tüschnitz hat in den letzten 50 Jahren eine enorme Aufwärtsentwicklung gemacht.

    Unter der Leitung von Bürgermeister Fritz Fischer traf damals ein beratender Ausschuss die Vorbereitungen für die Eingemeindung von Tüschnitz nach Küps. Bereits im Juli 1970 hatte eine gemeinsame Sitzung beider Gemeinderäte stattgefunden. Dabei betonte Landrat Dr. Edgar Emmert, dass „der Entschluss der Gemeinden Tüschnitz und Küps, heute zusammenzugehen, sicherlich richtig sei“. Die allgemeine Entwicklung in Bayern, das Förderungsangebot des Staates und die räumliche Nähe waren die Gründe, die auch der Tüschnitzer Bürgermeister Fritz Fischer ins Feld führte. In seiner Sitzung vom 7. Oktober 1970 beantragte der Tüschnitzer Gemeinderat dann einstimmig die Eingliederung von Tüschnitz in die Marktgemeinde. Nachdem das Küpser Ratsgremium einwilligte, sprachen sich bei einer geheimen Abstimmung  am 14. Februar 1971 von 367 Abstimmungsberechtigten in Tüschnitz 194 für die Eingemeindung und 21 für die weitere Selbstständigkeit des Ortes aus.

    Mit dem Entscheid des Bayerischen Innenministeriums vom 23. März 1971 wurde die Eingemeindung zum 1. April 1971 verfügt. Der bisherigen Bürgermeister Fritz Fischer und Gemeinderat Georg Zapf vertraten die Interessen der Tüschnitzer bis zur Kommunalwahl 1972 als beratende Mitglieder im Küpser Ratsgremium.

    Die Gemeinde Tüschnitz von 1945 – 1971

    Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde der Korbmacher Hans Heller als Bürgermeister eingesetzt. Bei den Wahlen 1948 und 1952 bestätigten ihn die Tüschnitzer im Amt. Die Zeit nach 1945 war zunächst durch die Wohnungsnot geprägt, auf die mit Zwangseinquartierungen reagiert wurde. Letztlich wurde das Pachtershaus von der Bayerischen Landessiedlung erworben, sechs Wohnungen entstanden darin. Bei den Kommunalwahlen 1956 wurde Fritz Fischer zum neuen Bürgermeister gewählt werden. Er hatte dieses Amt bis zur Eingemeindung 1971 inne.

    Um die Wohnungsnot zu lindern, entstanden durch die Bayerische Landessiedlung fünf Häuser als Nebenerwerbssiedlung an der Hauptstraße. Gemeinsam mit Küps und Schmölz gelang es, die unzureichende Straßenverbindung zwischen den Orten zu verbessern. Ab 1963 konnte erstmals eine zentrale Wasserversorgung errichtet werden. Tüschnitz beantragte 1967 die Mitgliedschaft beim Wasserzweckverband Krebsbachgruppe.

    Ab 1964 stand der Bau des Mehrzweckhauses mit Gemeindekanzlei, Versammlungsraum und Stellplatz für die Feuerwehr im Mittelpunkt der Bemühungen. Das Ende der Schul-Zweiteilung zwischen Küps und Schmölz war Thema der Bürgerversammlung am 31. März 1965. Im Juni 1968 konnte letztlich ein einstimmiger Beschluss für einen Schulverband mit den Gemeinden Küps, Au, Hain, Burkersdorf und Oberlangenstadt gefasst werden. Die schulische Zweiteilung der Gemeinde Tüschnitz war beendet. 

    In der Siedlung entstanden zahlreiche Neubauten. Der kleinen Gemeinde war es nicht möglich, alle Straßen in der Siedlung ordnungsgemäß herzustellen, da die Gemeinde zur gleichen Zeit in der Ortsmitte eine Gruppenkläranlage errichtete.

    Bei der Bürgerversammlung am 19. April 1968 entwickelte sich eine längere Debatte über die Erstellung eines Friedhofes für Tüschnitz. Die kirchliche Teilung des Dorfes hatte zwangsläufig zur Folge, dass die Einwohner von Tüschnitz entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu den Kirchengemeinden auch in verschiedenen Friedhöfen beerdigt wurden. Im Juli 1969 fiel letztlich der Beschluss für die Anlage eines Friedhofes, der am Beikheimer Weg realisiert wurde.

    Tüschnitz als Teil der neuen Großgemeinde

    In den 50 Jahren seit der Eingemeindung ist der Ort stark gewachsen. Zunächst wurden durch den Markt Küps die Straßen der Siedlung, die zum Zeitpunkt der Eingemeindung nur wassergebundene Decken hatten, asphaltiert. Mit dem Anschluss von Küps an die Fernwasserleitung konnte die Wasserversorgung in Tüschnitz verbessert werden. Tüschnitz wurde kanalisiert und an den Hauptsammler des Abwasserverbandes Kronach-Süd angebunden.

    Mit einem Bebauungsplan machte die Marktgemeinde eine weitere Bebauung mit Wohnhäusern entlang der Sandstraße möglich. Später folgte das Baugebiet Nelkenweg mit mehr als 20 Baurechten. 1986 fand das Flurbereinigungsverfahren in Tüschnitz seinen offiziellen Abschluss. Der damalige Staatsminister Dr. Hans Eisenmann zeichnete die Teilnehmergemeinschaft Tüschnitz für ihre Leistungen mit dem Staatspreis aus.

    In den letzten drei Jahrzehnten haben die Grabungsarbeiten im Bereich der früheren Niederungsburg und die anschließende Dorferneuerung Tüschnitz nachhaltig geprägt. Erneut erzielten die Tüschnitzer mit ihrem neuen Ortskern und der Hochwasserfreilegung einen Staatspreis. Da eine Bebauung des Ortskerns durch die archäologischen Funde nicht mehr möglich war, wurde das Baugebiet Rosenau Anfang der 90er Jahre erschlossen. Der Wallweg und ein Teil der Wiesenstraße konnten ebenfalls ausgebaut und das Neubaugebiet Herrnberg angelegt werden. Nachdem es seit den 1980er Jahren Bestrebungen gegeben hatte, den höhengleichen Bahnübergang zwischen Tüschnitz und Küps zu beseitigen, konnte im Dezember 1999 die neue Bahnunterführung ihrer Bestimmung übergeben werden.

    Vom Ort der Bauern und Korbmacher zur Wohngemeinde

    Über Jahrhunderte war die Landwirtschaft in Tüschnitz Haupterwerbsquelle. Besonders der Tüschnitzer Altort war noch in den Nachkriegsjahren sehr stark landwirtschaftlich geprägt. Von den 17 viehhaltenden Betrieben wurden Ende der 1950er Jahre vier im Nebenerwerb geführt. 15 Landwirte lieferten zu dieser Zeit an den damaligen Milchhof Kronach, 1975 waren es noch elf. Über die Jahre hinweg hat sich die Zahl der Höfe weiter reduziert. Heute besteht in Tüschnitz noch ein Milchviehbetrieb.

    Für die „kleinen“ Leute gab es mit dem Aufkommen der Korbmacherei weitere Verdienstmöglichkeiten. 1898 gab es in Tüschnitz 26 Korbmacher, für das Jahr 1911 weist die Berufsstatistik 17 Personen in diesem Berufszweig nach.

    Sprunghafter Anstieg der Einwohnerzahl nach 1945

    1810 hatte Tüschnitz 112 Einwohner. 1871 lebten schon 149 Personen in Tüschnitz, 1939 zählte die Gemeinde Tüschnitz 222 Einwohner einschließlich der sechs Bewohner auf der Hall. Durch den Zuzug von fast 100 Vertriebenen aus den Deutschen Ostgebieten hat Tüschnitz nach 1945 einen sprunghaften Anstieg der Einwohnerzahl erlebt. Laut einer Meldung der Gemeinde an das Landratsamt Kronach vom 6. September 1949 hatte der Ort 348 Einwohner, wovon 135 seit dem 1. September 1939 zugezogen waren. Die Verhältnisse waren wegen der Wohnungsnot nach 1945 sehr beengt. Die Tüschnitzer Einwohnerzahl hatte sich um mehr als ein Drittel erhöht.

    Mit der Ausweisung des Neubaugebietes östlich der Hauptstraße durch die Gemeinde Tüschnitz setzte eine rege Bautätigkeit ein, mit der ein weiterer Anstieg der Einwohnerzahl einherging. Waren es am 1. März 1950 noch 353 Bewohner, wurden zur Jahreswende 1961/62 bereits 405 und am 30. Juni 1968 schon 466 Personen gezählt. Mit den weiteren Neubaugebieten stieg die Einwohnerzahl zu Beginn der 1990er Jahre auf 640. Aktuell zählt Tüschnitz 705 Bewohner.

    Foto I: Eingemeindungsfeier am 17. April 1971 in Tüschnitz. Das Foto zeigt das letzte Gemeinderatsgremium der Gemeinde Tüschnitz (von links): Bürgermeister Fritz Fischer, Wilhelm Zimpel, Otto Mühlherr, Oskar Schwarz, Georg Zapf, Konrad Stumpf und Erwin Hader.

    Foto II: Programm der Eingemeindungsfeier vor genau 50 Jahren.

    Foto III: Die Befunde im Bereich der Niederungsburg waren der Anlass für die Dorferneuerung, die gerade für den Ortskern eine große Chance bedeutete. Das Foto zeigt viele Interessierte bei der Besichtigung der Grabungsfunde im Rahmen des Dorffestes 1993.

    Foto: Markt Küps
    Foto: Markt Küps
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